Auszüge aus dem Tagebuch der Katze
Tag 5 283 meiner Gefangenschaft:
Morgen werde ich einmal wieder eine Zimmerpflanze fressen. Heute habe ich es beinahe
geschafft, einen Wärter durch Schleichen zwischen den Beinen zu Fall zu bringen und ihn
dadurch zu töten. Ich muss einen günstigen Moment abpassen, zum Beispiel, wenn er sich
auf der Treppe befindet. Um meine Anwesenheit abstoßender zu gestalten, zwang ich
Halbverdautes wieder aus meinem Magen auf einen Polstersessel. Das nächste Mal ist das
Bett dran.
Mein Plan, ihnen durch den geköpften Körper einer Maus Angst vor meinen mörderischen
Fähigkeiten einzuflößen, ist auch gescheitert. Sie haben mich nur gelobt und mir
Milchdrops gegeben. Was wiederum gut ist, weil mir davon schlecht wird.
Heute waren viele ihrer Komplizen da. Ich wurde für die Dauer deren Anwesenheit in
Einzelhaft gesperrt. Ich konnte hören, wie sie lachten und aßen. Ich hörte, dass ich
wegen einer "Allergie" eingesperrt wurde. Ich muss lernen, wie ich diese Technik
perfektionieren und zu meinem Vorteil nutzen kann.
Die anderen Gefangen sind Weicheier und wahrscheinlich Informanten. Der Hund wird oft frei
gelassen, kommt aber immer wieder freudestrahlend zurück. Er ist offensichtlich nicht
ganz dicht. Der Vogel dagegen ist garantiert ein Spion. Er spricht oft und viel mit den
Wärtern. Ich glaube, dass er mich genauestens beobachtet und jeden meiner Schritte
meldet. Da er sich in einem Stahlverschlag befindet, kann ich nicht an ihn heran. Aber ich
habe Zeit.
Mein Tag wird kommen ...